Pressemitteilung: 1. November – 12 Uhr


Am vergangenen Samstag fand im Landschaftspark eine Halloween-Veranstaltung statt. Es kam in unterschiedlichen Arealen des Parks zu Tumulten. Nach bisherigem Ermittlungsstand scheinen die Ereignisse fast zeitgleich ausgelöst worden zu sein. Bisher hat sich keine Organisation als verantwortlich bekannt. Ob es sich bei den Unruhen um einen terroristischen Akt handelt, kann derzeit nicht gänzlich ausgeschlossen werden.

Die hiesige Polizei ermittelt in alle Richtungen.

Nach bisherigen Zeugenaussagen sollen einige Besucher:Innen „durchgedreht“ sein: Ohne Vorwarnung sollen diese Personen um sich geschlagen haben. Manche sollen Hilfsmittel wie Baumäste oder Äxte zu Hilfe genommen haben. Durch die tätlichen Angriffe sind über dreißig Menschen behandlungsbedürftig ins Krankenhaus eingeliefert worden. Es handelt sich vor allem um Verletzungen durch stumpfe Gewalt, zum Beispiel Schläge auf den Kopf oder Rumpf mit Hilfe von diversen Holzgegenständen. Ein Marktbesucher schwebt derzeit noch in Lebensgefahr – ihn hatte die Axt einer Tatverdächtigen am Schädel getroffen.

Es wurden insgesamt sieben Besucher und Besucherinnen der Veranstaltung aufgegriffen, die scheinbar unter Drogeneinfluss standen und somit nicht zurechnungsfähig sein dürften. Bisher sind diese Personen nicht vernehmungsfähig. Die behandelnden Ärzte erwarten erst in den nächsten Tagen einen stabilen Allgemeinzustand. Welche Drogen von den betreffenden Verdächtigen konsumiert wurden, und ob sich die Marktbesucher kennen könnten, steht bisher nicht fest. Es sind die Befragungen in der nächsten Woche abzuwarten.

Eine Gemeinsamkeit der unter Rauschdrogen stehenden Personen ist, dass sie je eine Praline in Form eines menschlichen Auges mit grüner Iris bei sich trugen. Diese „Augen“ waren jeweils in einer Schmuckschachtel verpackt. Der Drogen-Schnelltest konnte bei diesen Süßigkeiten keine Substanzen nachweisen. Dennoch werden die Zuckersünden weiter untersucht.

Nach der bisherigen Befragung der registrierten Markthändler ist die Pralinensorte unbekannt. Die Mithilfe der Bürger ist daher wichtig:

Wer kann Auskunft geben, von wem diese Pralinen vertrieben oder hergestellt wurden? Alle Hinweise werden vertraulich behandelt.


Eilmeldung: 1. November – 17 Uhr

Im Park wurde eine weiter Person aufgegriffen


Im Park wurde eine weitere Person aufgegriffen. Es handelt sich dabei um eine Frau mit grün gefärbten kurzen Haaren. Die Augen zeigen, wie bei den im Krankenhaus befindlichen Tatverdächtigen der gestrigen Angriffe, auffällige Pupillen. Die Frau machte einen völlig panischen Eindruck und versteckte sich im Unterholz des kleinen Waldes im Park. Sie trug noch immer ihr Halloween-Kostüm. Scheinbar hatte diese Frau viele Ereignisse beobachten können. Zumindest deutet ihr verstörter Zustand darauf hin. Die Ärzte gaben ihr ein Beruhigungsmittel – die Zeugin wird derzeit ärztlich im Krankenhaus versorgt und ist noch nicht vernehmungsfähig.


Eilmeldung: 1. November – 18 Uhr

Gesucht wird eine Frau, die am letzten Samstag in einem Hexenkostüm mit einer Art „Bauchladen“ vor dem Park stand und vereinzelten Besuchern ihre Pralinen in Form der Nachbildung von menschlichen Augen angeboten hatte. Nach vorliegenden Zeugenaussagen soll die Frau in Begleitung eines Rabenvogels gewesen sein, der sich jeweils die späteren Beschenkten (oder „Opfer“?) „ausgesucht“ haben soll. Der Rabe soll sich auf die Schulter der Personen gesetzt haben, die im Verlauf des weiteren Gesprächs mit der „Hexe“ die Pralinen-Augen wegen der gelungenen Halloween-Verkleidungen geschenkt bekommen haben sollen. Diese Pralinen stehen derzeit im Verdacht, mit einer zu diesem Zeitpunkt noch unbekannten Droge versetzt worden zu sein.

Die Beschreibungen der Frau, die als Hexe verkleidet gewesen sein soll, unterscheiden sich deutlich: Manche Zeugen sprechen von einer „attraktiven“ und jungen Hexe, andere von einer Hexe mit einem gruseligen, faltigen Aussehen und ausgeprägter Hakennase. Ob der so genannte „Bauchladen“ von einer oder mehreren verkleideten Frauen im Hexenkostüm betrieben worden ist, kann daher im Moment nicht geklärt werden.

Haben Sie eine Hexe mit „Bauchladen“ vor dem Eingang zum Landschaftspark beobachet? Bitte melden Sie sich dringend bei der hiesigen Polizei!


Eilmeldung – 1. November – 22:30 Uhr


Der Vorfall auf der diesjährigen Halloween-Feier im Landschaftspark fordert das erste Todesopfer: Frau verstirbt nach Drogenkonsum auf der Party. Bisher ist die Substanz der Droge nicht eindeutig ermittelt, die toxikologische Untersuchungen dauern an. Es werden zurzeit sechs Tatverdächtige der Tumulte von Samstag stationär behandelt. Nach Angaben der Ärzte sind diese Patienten auch weiterhin in einem instabilen Zustand, so dass mit weiteren Todesfällen gerechnet werden müsse.


Pressemitteilung – 2. November 12.00 Uhr


Weitere Todesfälle zu beklagen

Es gibt weitere Todesfälle im Zusammenhang der Tumulte von Samstag auf dem Halloween-Festgelände. Der durch eine Axt schwer verletzte Markthändler erlag in der Nacht zu heute seinen Verletzungen. Außerdem verstarben in den frühen Morgenstunden gleich fünf Tatverdächtige. Die Verstorbenen hatten auf der Halloween-Veranstaltung im Park eine bisher unbekannte Droge konsumiert und waren schwer aggressiv. Sie hatten im Krankenhaus versucht, das Pflegepersonal anzugreifen. Daher mussten sie fixiert und medikamentös ruhig gestellt werden. Hinweise zu den Todesursachen werden von den Obduktionen erwartet.
Nach Auskunft der behandelnden Ärzte ist die letzte, übrig gebliebene, Tatverdächtige weiterhin instabil.

Der Zustand der am Sonntag im Park gefundenen, verwirrten Zeugin, soll sich nach Angaben der behandelnden Oberärztin bessern. Die Ärztin hatte berichtet, dass ihre Patientin zwischendurch von Geistern mit Äxten und Messern spreche. Es ist anzunehmen, dass die Frau durch die traumatischen Beobachtungen die Erlebnisse in die Geisterwelt verschiebt. Psychologen der Klinik gaben an, dass dies eine nachvollziehbare Taktik des Gehirns sei, um das Erlebte zum Eigenschutz aus der Realität zu verbannen.
Sie sei von den „Geistinnen“ gejagt worden und eine Hand wurde nach ihr ausgestreckt. Sie wäre auf ihrer Flucht durch einen Gang mit weißem Rauch und rotem Licht gerannt. Die Geister wären in goldenen Bandagen gehüllt. Auch die Gesichter seien mit goldenem Verband völlig verdeckt gewesen. Dennoch sprach sie von „Geistinnen“, also explizit von weiblichen Geistern.
Die „Geistinnen“ wollten ihr das „grüne Auge“ abjagen. Die Patientin hat blassgrüne Augen – welches der beiden Augen gemeint war, ist nicht bekannt.


Eilmeldung – 2. November 15:30 Uhr


Zeugin berichtet – Die Polizei bittet um Mithilfe

Zeugin wach und ansprechbar: Die Geschichte, die die Zeugin unserer Kommissarin berichtete, ist unter Umständen ein Gemisch aus Realität und Schutzerinnerung. Dennoch erhofft sich das Kommissariat, dass der Bericht das Leben der letzten Tatverdächtigen retten möge. Daher wird der Erlebnisbericht hier veröffentlicht, um weitere mögliche Zeugen zu finden.

Wir geben den Bericht daher ungekürzt an die Öffentlichkeit mit der Bitte um Mithilfe:

Das Bild zeigt die beschriebene Szene der Zeugin: Ein rot beleuchteter Gang mit weißem Rauch und  in Goldbandagen gehüllte Geistinnen ... Schrift: www.mariechristin.de

„Als wir zum Park ankamen, war vor dem Eingang eine lange Schlange. Alle Besucher mussten ihre Tickets auf Echtheit prüfen lassen. Angeblich seien gefälschte Eintrittskarten auf dem Schwarzmarkt aufgetaucht. Auf einmal landete ein Rabe auf meiner Schulter und ich schwöre: Der konnte sprechen und machte mir zum Kostüm Komplimente! Ich war happy. Immerhin hatte mich die neue Frisur mit den grünen Strähnen viel Geld gekostet. Und bei der Nagelfee war ich vor dem Halloweenfest auch noch gewesen. Er sagte mir, mit der tollen Verkleidung und meinem schön geschminkten Gesicht und glitzernden Fingernägeln hätte ich einen ganz besonderen Preis gewonnen: Die Halloween-Delikatessen seiner Herrin. Er zeigte mir den Weg zu seiner Hexe mit Bauchladen. Sie war wunderschön und hatte sich auch viel Mühe mit ihrer Verkleidung gegeben, dachte ich mir. Ich war auch von ihrem Hut fasziniert. Er erinnerte mich an den Hut von Hogwarts – dieser sprechende Hut, der das Haus bestimmt. Sie wissen schon! Er hatte auch gesprochen und sich etwas bewegt. Ich war hingerissen und als ich diese wundervollen Pralinen geschenkt bekam, aß ich sofort das „Rote Auge“, wie mir geheißen wurde. Die Pralinen sahen wie Augäpfel aus. Die Außenhülle war ganz dünn und aus Zucker. Die Bemalung, vor allem die Iris, war unglaublich detailreich. Als wären es echte Augen! Es schmeckte süß-lieblich, leicht nach Veilchen, und im Nachgang spürte ich eine Schärfe im Hals. Die Hexe gab mir ein zweites Auge für daheim in einer Schmuckverpackung. Das zweite Auge war in Grün. Die Hexe meinte noch: „So schön grün wie dein Haar“ und lachte dabei etwas kehlig. Der Rabe lachte mit. Ich auch. Es war eine skurrile, aber fröhliche Stimmung. Noch.

Vielleicht eine halbe Stunde später begann sich meine Stimmung zu ändern. Die Halloween-Leute wurden immer bedrohlicher. Da gab es zum Beispiel diese in goldenen Binden gehüllten Geistinnen, die mir das grüne Auge abjagen wollten. Ich lief weg und versteckte mich. Aber sie kamen immer wieder in meine Nähe. Ich hatte bis auf die Hexenpraline noch nicht viel gegessen und bekam ordentlich Hunger. Aber zu den Buden traute ich mich nicht mehr. Ich nahm daher das „grüne Auge“ und aß auch das. Nur der erste Moment war süße Verführung. Dann wurde mir ganz warm von der Bitterkeit und der Schärfe. Mir ging es dann nach einiger Zeit was besser. Hatte etwas mehr Energie und auch die Geistinnen waren inzwischen weg. Als ich mich den Buden näherte, sah ich, wie sich die Menschenhorde gegenseitig prügelte. Ich sah Leute mit langen und krummen Ästen. Andere hatten Äxte und Messer. Ich rannte, was das Zeug hielt, wieder in den Wald und versteckte mich hinter einer verwitterten Bank. In meinem Kopf sah ich dennoch die Bilder von prügelnden Geisterhorden. Es war der blanke Horror!

Nachdem ich von der Polizei gefunden wurde, bekam ich ein Beruhigungsmittel und schlief meinen Rausch aus. Ich bin mir sicher: Die Frau war eine echte Hexe! Die war nicht nur verkleidet. Sonst hätte doch der Rabe nicht sprechen können und der Hut auch nicht.

Suchen Sie also nach der Hexe – die weiß, was das für Drogen sind!


Eilmeldung – 2. November 21:45 Uhr

Die leitende Kommissarin hatte zusammen mit der Oberärztin einen ungewöhnlichen Weg beschritten: Da die Auswertungen der Toxikologie noch mehrere Tage angedauert hätten, wurde veranlasst, die Reste der diversen grünen Pralinen-Augen zusammenzutragen. Diese „Reste-Praline“ wurde per Eilkurier ins Krankenhaus gebracht und in den Mund der Patientin appliziert. Die Patientin ist innerhalb von einer Stunde nach dieser Gabe deutlich stabilisiert. Sie schläft nunmehr ruhig ihren Rausch aus.

Nach der Hexe mit Rabe und Bauchladen wird weiterhin gefahndet.

Jetzt ist auch die von Doris in den Kommentaren angesprochene Van-Geschichte online. 🙂