Ein Pflänzchen klein und fein wuchs so vor sich hin. „Sonne kommt vom Himmel und Wasser aus Gärtners Kanne.“ Das war alles, was dieses Pflänzchen wusste.

Die Tage vergingen und Pflänzchens Gärtner verstarb. Ein neuer Gärtner übernahm die Pflege. Er stellte große Kübel in Pflänzchens Nähe, so dass es keine Sonne mehr sah und er vergaß es gar, Pflänzchen zu gießen.

Pflänzchen hatte nur ganz kleine Wurzeln und konnte daher nur wenig trinken. Es wurde traurig und verkümmerte. Die anderen Pflanzen sahen das und gaben ihm Wasser ab. Die kleinen Bäume in den Kübeln hoben ihre Zweige und Blätter, damit die Sonne Pflänzchen wärmen konnte.

Pflänzchen war ganz gerührt, so viel Freundschaft und Liebe zu erfahren. So kam es, dass Pflänzchen sich bemühte, ganz schnell zu wachsen, um den Anderen eine Freude zu machen.

Und bald war es so groß, dass es mit den Wurzeln an eine Wasserader stieß und die Blätter weit in den Himmel ragten und Sonne tanken konnten.

Die anderen Pflanzen applaudierten lautstark und waren mächtig stolz, auch ohne die Hilfe des achtlosen Gärtners, Pflänzchen großgezogen zu haben.

 

(Marie Christin, 1995)